Eine Ära in der dänischen Sexologie geht zu Ende. Joan Ørting - eine der bekanntesten Sexualwissenschaftlerinnen Dänemarks und Pionierin auf dem Gebiet der Sexual- und Beziehungskommunikation - hat beschlossen, ihre Lehrtätigkeit nach fast 20 Jahren einzustellen. Sie plant, ihr Lehrzentrum, die Villa Wilder in Christianshavn, im Sommer 2026 zu schließen.
Im Laufe der Jahre hat Joan Ørting die Art und Weise, wie wir in Dänemark über Sex und Liebe sprechen, maßgeblich beeinflusst. Sie hat Hunderte von Sexualwissenschaftlern und Paartherapeuten inspiriert und geschult, und das mit einer Offenheit und Herzlichkeit, die sie populär und beliebt - aber auch manchmal umstritten - gemacht hat.
Einer ihrer bekanntesten Beiträge ist die Einführung der Fünf erotischen Sprachen - ein Modell, das Paaren und Einzelpersonen hilft, ihre eigenen und die sexuellen Bedürfnisse des anderen zu verstehen. Die fünf erotischen Sprachen, die Ørting sowohl im Unterricht als auch in ihren Büchern verwendet hat, basieren auf der Idee, dass wir unterschiedlich lieben und unterschiedlich erregt sind: Manche Menschen brauchen Nähe und Geborgenheit, während andere das Wilde, das Spielerische oder das Spirituelle antörnt. Mit diesem Modell hat sie vielen eine neue Sprache für ihre Sexualität gegeben - und Paaren geholfen, sich in Verständnis und Neugier zu begegnen.
Die Entscheidung, die Villa Wilder zu verlassen, kommt nach einer Phase der Medienberichterstattung und Kritik. Im Januar meldeten sich 11 ehemalige Schülerinnen und Schüler und warfen Ørting eine transgressive Therapie vor. Kurz darauf bezeichnete ihr ehemaliger Mitarbeiter Jakob Olrik sie in einem Interview auf Radio4 als "gefährlich". Die Debatte entwickelte sich schnell zu einem Mediensturm, der ihre Methoden und ihren Ansatz auf den Prüfstand stellte.
Joan Ørting hat klargestellt, dass die Entscheidung, aufzuhören, lange vor der Kritik in den Medien getroffen wurde und dass ihr Ausstieg mit Lebensphasen zu tun hat - nicht mit Druck von außen.
Wie das nächste Kapitel aussehen wird, hat Joan Ørting noch nicht verraten.